
Wie läuft die Allergiediagnostik ab – Schritt für Schritt
Wie läuft die Allergiediagnostik ab – Schritt für Schritt
Allergietests und die anschließende Behandlung sind einfach – wenn man weiß, wie man vorgeht.
Der gesamte Prozess erfolgt in mehreren übersichtlichen Schritten:
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1. Wann über einen Allergietest nachdenken
Ein Test ist sinnvoll, wenn Ihr Tier:
- wiederholt unter Juckreiz, Rötung oder Hautentzündungen leidet,
- Beschwerden hat, die länger als einige Wochen anhalten oder regelmäßig zurückkehren,
- auf Standardbehandlungen (z. B. Kortikosteroide, Antihistaminika, Shampoos) nicht dauerhaft anspricht,
- Symptome zu bestimmten Jahreszeiten (Frühjahr, Sommer) oder nach Kontakt mit bestimmten Umgebungen (Gras, Staub, Futter) zeigt.
In solchen Fällen ist es ratsam, eine Allergiediagnostik durchzuführen und herauszufinden, worauf das Tier reagiert.
Allergietests sind besonders aussagekräftig bei Tieren, die älter als ein Jahr sind.
Das Immunsystem jüngerer Tiere ist noch nicht vollständig ausgereift, und die Bildung von spezifischen IgE-Antikörpern – die im Test gemessen werden – kann unzureichend oder instabil sein.
Die Ergebnisse spiegeln dann möglicherweise nicht die tatsächliche allergische Reaktion wider.
Bei Welpen, Kätzchen oder Fohlen können allergische Symptome vorübergehend oder unspezifisch sein.
Nach dem ersten Lebensjahr ist die Immunantwort stabiler, und der Test liefert zuverlässige Ergebnisse.
Wenn Symptome früher auftreten, sollten zunächst andere Ursachen (Parasiten, Infektionen, Nahrungsintoleranz) ausgeschlossen werden, bevor getestet wird.
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2. Probenentnahme
Für die Laboruntersuchung wird Blutserum benötigt.
Die Blutentnahme erfolgt durch den Tierarzt.
Keine besondere Vorbereitung ist erforderlich – das Tier muss nicht nüchtern sein, und die Entnahme ist schnell und schonend.
Idealerweise wird die Probe entnommen, wenn das Tier keine Langzeittherapie mit Kortikoiden oder starken Immunsuppressiva erhält.
Falls das nicht möglich ist, empfiehlt der Tierarzt einen geeigneten Termin. → Die Wirkung von Medikamenten auf Allergietests
Optimale Zeitpunkte für die Probenentnahme:
- Bei saisonalen Allergien: 2–4 Wochen nach Beginn der jeweiligen Pollensaison.
- Bei nicht saisonalen Allergien: mindestens zwei Wochen nach Auftreten der Symptome.
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Erforderliche Serum-Mengen:
- Hund: 3 mL
- Katze: 3 mL
- Pferd: 6 mL
Eine Liste der Kontraindikationen finden Sie hier: Wirkung von Medikamenten auf Allergietests
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Vorgehensweise:
- Blutentnahme in ein Röhrchen ohne Antikoagulans (z. B. roter Deckel).
- Blut 15–30 Minuten stehen lassen.
- Zentrifugieren 5 Minuten bei 4000 U/min.
- Serum in ein sauberes, verschließbares Röhrchen überführen.
- Probe mit Proben- oder Auftragsnummer, Kundendaten und Tiernamen kennzeichnen.
- Versand ins Labor – keine Kühlung während des Transports nötig.
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Beschriften Sie das Reagenzglas mit Serum mit der Probennummer / Auftragsnummer / Kunde / Tiername. Senden Sie die Probe an das Labor. Während des Transports ist keine Kühlung erforderlich; diese ist nur während der Lagerung erforderlich.
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3. Wahl des Testtyps – Screening oder Kompletttest
Vor dem Test ist zu entscheiden, welcher Testumfang für das Tier am besten geeignet ist.
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Screening-Test
Dieser Test zeigt, ob das Tier allgemein erhöhte Mengen an Allergieantikörpern (IgE) aufweist.Das Ergebnis zeigt, ob eine weiterführende Untersuchung sinnvoll ist.
Geeignet für:
- den ersten Allergieverdacht,
- unklare Symptome oder unbekannte Allergene,
- begrenztes Diagnosebudget,
- vorbeugende Kontrolle bei erwachsenen Tieren vor dem Kauf.
Ist der Screening-Test negativ, ist eine Allergie unwahrscheinlich.
Ist er positiv, wird ein umfassender Test empfohlen.
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Kompletttest
Dieser Test bewertet die Reaktion auf Dutzende spezifische Allergene – z. B. Milben, Pollen, Schimmel oder Futterbestandteile.
Er dient zur Erstellung eines individuellen Allergieprofils und ist unerlässlich für:
- die präzise Diagnose des Allergietyps,
- die Vorbereitung einer maßgeschneiderten Immuntherapie (ASIT),
- oder die langfristige Überwachung des Zustands.
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Kurz gesagt:
Der Screening-Test beantwortet die Frage „Läuft eine allergische Reaktion ab?“,
der Kompletttest zeigt „Worauf genau und in welchem Ausmaß?“
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4. Auswertung und Ergebnisse
Die Ergebnisse liegen in der Regel innerhalb von 14 Tagen nach Probeneingang im Labor vor.
Sie erhalten per E-Mail einen übersichtlichen Bericht mit allen Testergebnissen.
Der Bericht enthält:
- eine Liste der getesteten Allergene (z. B. Milben, Gräser-, Unkraut- und Baumpollen, Schimmel, Tierhaare, Futtermittelallergene),
- die gemessenen IgE-Antikörperkonzentrationen für jedes Allergen:
negativ: < 28,00 ng/mL
positiv: ≥ 28,00 ng/mL - eine Gesamtinterpretation und Empfehlungen, welche Allergene sich für eine Immuntherapie (ASIT) eignen.
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Wie die Ergebnisse zu interpretieren sind
Die Interpretation erfolgt immer durch einen Tierarzt, der beurteilt:
- welche Allergene mit den tatsächlichen Symptomen übereinstimmen,
- welche klinisch unbedeutend sind,
- und ob eine allergenspezifische Immuntherapie (ASIT) sinnvoll ist.
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Eine korrekte Interpretation ist entscheidend für den Therapieerfolg.
Auf dieser Grundlage wird eine individuelle Allergenmischung für die Behandlung zusammengestellt.
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Nach den Ergebnissen
Der Tierarzt bespricht die Resultate mit dem Besitzer, um zu entscheiden, ob eine ASIT oder andere gezielte Therapie begonnen werden soll.
Die Immuntherapie wird vom Tierarzt per E-Mail bestellt.
Die Impfung wird individuell nach den Testergebnissen hergestellt, und der Tierhalter erhält eine Anleitung zur Anwendung und Pflegeempfehlungen.
5. Nachsorge und Kontrolle
Nach der Diagnose:
- empfiehlt der Tierarzt geeignete Behandlung oder Umweltanpassungen,
- ontrolliert den Hautzustand und die allgemeine Reaktion,
- beobachtet bei ASIT regelmäßig den Therapieverlauf und passt die Dosierung bei Bedarf an.
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6. Was tun, wenn der Test negativ ist, aber Symptome bestehen
Ein negativer Test schließt eine Allergie nicht vollständig aus.
Mögliche Ursachen:
- die Symptome werden durch andere Krankheiten verursacht (Parasiten, bakterielle oder Pilzinfektionen, hormonelle Störungen, Futterunverträglichkeit),
- das Tier leidet an nicht-allergischem Juckreiz, der einer Allergie ähnelt,
- das Immunsystem junger Tiere ist noch unreif und bildet zu wenig IgE,
- bei Langzeitbehandlung mit Kortikoiden oder Immunsuppressiva kann die Antikörperproduktion vorübergehend gehemmt sein (falsch negativ).
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Empfohlen wird:
- Wiederholung des Tests nach einigen Monaten,
- ggf. Ergänzung durch eliminationsdiätische Tests,
- dermatologische Untersuchung zur Abklärung anderer Ursachen.
Der Allergietest ist ein wertvolles diagnostisches Werkzeug, sollte aber stets im klinischen Gesamtzusammenhang durch den Tierarzt beurteilt werden.
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Zusammenfassung – Der einfache Weg zur genauen Diagnose
Tierärztliche Beratung
Blutentnahme
Probenversand ins Labor
Ergebnisauswertung
Beginn der gezielten Therapie



