Prüfung von Katzen: Chlamydophila felis
Nachweis von Chlamydophila felis mittels Real Time PCR
Chlamydien (Chlamydiae) sind obligat intrazelluläre parasitische Bakterien bei Menschen und vielen Tierarten. Chlamydien haben kein eigenes ATP System und nutzen für eigene metabolische Prozesse das ATP der Wirtszelle und werden deswegen „Energieparasiten" genannt.
Lebenszyklus der Chlamydien
Chlamydien zeichnen sich durch einen einzigartigen Entwicklungszyklus mit zwei Erscheinungsformen, infektiösen Elementarkörperchen (EK) und Retikularkörperchen (RK) aus. Die Elementarkörperchen sind metabolisch inaktiv und vermehren sich; sie heften sich mit speziellen Molekülen an Rezeptoren der empfänglichen Wirtszellen an werden von den Zellen durch Endozytose aufgenommen. Die Körperchen bleiben in einer Zwischenform bezeichnet als Endosom während des ganzen Entwicklungszyklus. Das Endosom vergrößert sich in Folge von wiederholter Vermehrung und ist in der infizierten Zelle morphologisch als so genanntes Einschlusskörperchen zu sehen. Nach einigen Stunden ab Eintritt in die Wirtszelle transformieren die Elementarkörperchen in größere, nicht infektiöse, aber metabolisch aktive Retikularkörperchen. Nachfolgen vermehren sich die Retikularkörperchen durch binäre Teilung und danach werden wieder zu den infektiösen Elementarkörperchen transformiert. Die Länge des Entwicklungszyklus hängt sowohl von der Chlamydien-Spezies als auch von der Wirtszelle ab und dauert gewöhnlich 48-72 Stunden. Der Entwicklungszyklus der Chlamydien endet meistens durch Ruptur (Zelllyse) oder Aussaat von infektiösen Elementarkörperchen. Manchmal werden intakte Einschlüsse aus der Wirtzelle durch Exozytose freigesetzt, durch welche auch die Elementarkörperchen bei chronischer Infektion freigesetzt werden.
Taxonomie
Früher umfasste die Familie Chlamydiaceae einzige Gattung Chlamydia mit vier Spezies: C. trachomatis, C. psittaci, C. pneumoniae und C. pecorum. Aufgrund der Analyse der ribosomalen DNA kam es zur Reorganisierung des Systems (Taxonomie), wobei wurde bei einigen Spezies der Name verändert und einige Gattungen, C. trachomatis und C. psittaci, wurden als neue Spezies klassifiziert. Heute umfasst die Ordnung Chlamydiaceae zwei Gattungen:
Gattung Chlamydia (C.) der die Spezies C. trachomatis, C. suis und C. muridarum zugeordnet sind
Gattung Chlamydophila (Ch.), die die Spezies Ch. pneumoniae, Ch. psittaci, Ch. abortus, Ch. pecorum, Ch. felis und Ch. caviae umfasst.
Das Genom Ch. felis wurde im Jahre 2006 sequenziert und veröffentlicht (Azuma et al. 2006).
Infektionsübertragung
Das primäre Ziel der Ch. felis ist die Bindehaut und die Infektion wird meistens mit Konjunktivitis (Bindehautentzündung) verbunden. Die Anwesenheit der Ch. felis wurde bis bei 30% Katzen, die insbesondere an chronische Konjunktivitis litten, nachgewiesen. Ch. felis kann außerhalb des Wirtes nicht überleben und eine Übertragung der Infektion erfolgt durch nahen Kontakt mit dem infizierten Tier. Übertragung der Infektion durch Augensekret stellt offensichtlich die wichtigste Art der Infektionsübertragung zwischen den Katzen dar. Die Ansteckungsfähigkeit durch das Bindehautsekret dauert ungefähr 60 Tage ab Ansteckung, aber es kann sich eine dauerhafte Infektion entwickeln.
Vorkommen
Die Infektion kommt selbstverständlich öfter bei Katzen, die in mehreren Zahlen gezüchtet werden, insbesondere in Zuchtstationen, vor, und ist also bei reinrassigen Katzen mehr wahrscheinlich. Die meisten Fälle der Infektion kommen bei jungen Katzen im ersten Lebensjahr vor. Bei mehr als 10 % ungeimpften gehaltenen Katzen wurden Gegenstoffe gegen Ch. felis nachgewiesen. Bei 12-20 % Katzen mit klinisch diagnostizierter Konjunktvitis oder Erkrankung der oberen Atemwege wurde mittels PCR-Methode eine Infektion durch Ch. felis nachgewiesen. Die Prävalenz bei gesunden Katzen ist niedrig. Bei Katzen, die keine klinischen Symptome aufweisen, liegt die Prävalenz unter 3% (Di Francesco et al, 2004).
Klinische Symptome
Die Inkubationszeit der Infektion Ch. felis ist gewöhnlich 2-5 Tage. Die Symptome fangen gewöhnlich bei einem Auge an und bei weiterem Fortschreiten der Krankheit werden beide Augen betroffen. Anfangs ist der Augenfluß wässrig, der aber später schleimig oder schleimeitrig wird. Charakteristisches Anzeichen der Chlamydien-Infektion ist Chemosis (es handelt sich um Ödem und Schwellung der Bindehaut, typische Schwellung rundherum der Hornhaut erinnert an halbgeöffnete Muschel - Chemosis kommt aus griechischem cheme - Muschel). Es kann sich schwere Konjunktivitis mit extremer Durchblutung (Hyperämie) der Augenlider, Blepharospasmus und unangenehmen Gefühl in Augen entwickeln. Atembeschwerden sind generell minimal und bei Katzen mit Atembeschwerden, ohne dass gleichzeitig die Augen betroffen sind, ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion durch Ch. felis gering. Kurz nach der Ansteckung können Fieber, Appetitlosigkeit und Gewichtverlust auftreten, obwohl die meisten Katzen in guter Kondition bleiben und das Futter nicht verweigern.
Diagnostik
Das breite Spektrum der diagnostischen Methoden umfasst eine Anzahl an Techniken zum direkten Nachweis des infektiösen Agens (z.B. PCR, Kultivierungsmethode) und indirekten Nachweis mit serologischen Methoden (z.B. ELISA, Nachweis der Antigene durch Immunfluorescenz). Im Genomia Labor wird direkte Bestimmung der Chlamydophila felis in der Probe mittels die Real Time PCR ausgeführt. Es handelt sich um hoch empfindliche und zuverlässige Methode, mittels welcher die Anwesenheit der DNA von Chlamydophila felis entdeckt wird.
Für die Diagnostik der Infektion durch Chlamydophila felis werden laufend Tampons für Probenahme durch Augenabstrich verwendet. Für die Untersuchung mittels PCR-Methode ist die richtige Technik des Abstrichs sehr wichtig. Obwohl die Chlamydophila felis ein intrazellulares Mikroorganismus ist, muss ausreichende Menge an Bindehautzellen gewonnen werden. Chlamydophila kann ebenfalls aus Vaginal-, Enddarmabstrichen und aus Abortgeweben nachgewiesen werden; diese Proben werden nur selten zur diagnostischen Zwecken verwendet.
Behandlung
Die Chlamydophila Infektion kann bei Katzen sehr effektiv mit Antibiotika behandelt werden, wobei die Systemantibiotika mehr wirksam sind als die lokal wirkenden Antibiotika. Tetrazykline werden generell bei Chlamydien-Infektionen als Antibiotika der Wahl betrachtet. Die empfohlene Behandlung dauert mindestens 4 Wochen. Verhinderung des Kontakts zwischen den Katzen und routinemäßige hygienische Maßnahmen helfen zur Gewinnung der Kontrolle über Ausbreitung der Infektion.
Impfung
Die Katzen können mit multivalenten Vakzinen auf der Basis von ganzen Chlamydien- Organismen geimpft werden. Die verfügbaren Vakzinen sind deaktivierte oder modifizierte lebende Vakzinen. Die Impfung schützt nicht direkt vor der Infektion, aber mindert den Auftritt der klinischen Symptome. Die Vergleichsstudien der deaktivierten und modifizierten lebenden Vakzinen sind zurzeit nicht verfügbar. Die Impfung sollte in Betracht gezogen werden, wenn eine Chlamydien-Infektion in der Vergangenheit bestätigt wurde. Katzen, die eine längere Zeit zusammenleben, sollten regelmäßig geimpft werden. Die jungen Katzen werden gewöhnlich zwischen der 8. und 10. Woche nach Geburt geimpft, zweite Injektion folgt 3 bis 4 Wochen später. Bei Katzen mit dauerhaftem Risiko der Exposition wird alljährliche Nachimpfung empfohlen.