Früher Hörverlust bei Border Collies (EAOD)

Der allmähliche Hörverlust ist bei Hunden ein häufiges physiologisches Symptom, das mit dem Alterungsprozess einhergeht. Im Alter von 8 bis 10 Jahren kommt es zu einer Verschlechterung der Funktion des Gehörs und zu einer Verringerung der Fähigkeit, insbesondere mittlere und höhere Tonfrequenzen wahrzunehmen. Bei der Rasse Border Collie kann jedoch auch ein früher Hörverlust auftreten, der etwa im Alter von 3 bis 5 Jahren beginnt. Der Hörverlust bei Border Collies ist besonders problematisch, da viele dieser Hunde als Hütehunde arbeiten, für die das Gehör ein äußerst wichtiger Sinn ist. Selbst die geringste Verschlechterung der Wahrnehmung von Tonfrequenzen kann ihre Arbeitsfähigkeit erheblich beeinträchtigen. Die ersten Anzeichen einer Verschlechterung des Gehörs sind oft sehr schwer zu erkennen.

Die genetische Ursache und die Vererbungsweise der frühen Taubheit bei Border Collies sind nicht bekannt. Yokoyama et al. (2012) haben bei Border Collies vier SNP- Marker entdeckt, die mit einem erhöhten Risiko für den Verlust des Gehörs in ungewöhnlich jungem Alter verbunden sind. Es handelt sich dabei nicht um kausale Mutationen, sondern um Marker, die mit einer kausalen – bislang unentdeckten – Mutation in Verbindung stehen können und somit auf ein mögliches Risiko für das Auftreten der Erkrankung EAOD (Early Adult Onset Deafness) hinweisen können. Darüber hinaus kann auch eine unvollständige Penetranz des Risikolokus eine Rolle spielen. Es ist auch möglich, dass der frühe Hörverlust multifaktoriell bedingt ist. Das Testergebnis sagt nichts darüber aus, ob der Hund tatsächlich erkranken wird. Es sagt lediglich das mögliche Risiko für die Entwicklung eines frühen Hörverlusts voraus. Leider ist das Ausmaß des Risikos und die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Taubheit in Verbindung mit den einzelnen Risikogenotypen nicht bekannt.

Liste der getesteten Marker (nach CanFam2)

Diese Tests können dem Züchter Informationen über den Genotyp des Hundes liefern und anhand des Genotyps dem Züchter ermöglichen fundierte Zuchtentscheidungen zu treffen:

• N/N: Das Individuum trägt keine der getesteten Genvarianten
• N/AOD1, N/AOD2, N/AOD3, N/AOD4: Das Individuum trägt eine Kopie der Risikogenvariante –> Risiko für die Entwicklung eines frühen Hörverlusts
• AOD1/AOD1, AOD2/AOD2, AOD3/AOD3, AOD4/AOD4: Das Individuum trägt zwei Kopien der Risikogenvariante –> Risiko für die Entwicklung eines frühen Hörverlusts.

Individuen, bei denen heterozygote oder homozygote Risikomarker festgestellt wurden, sollten vorzugsweise mit Individuen mit dem Genotyp N/N als Zuchtpaar ausgewählt werden. Individuen, bei denen nachweislich ein Hörverlust aufgetreten ist oder allmählich auftritt, sollten nicht zur Zucht zugelassen werden.

Die Möglichkeit des Tests sollten auf jeden Fall Besitzer von Hunden nutzen, die in ihrem Stammbaum Vorfahren haben, die von Taubheit betroffen sind. Der Grund dafür ist insbesondere die Feststellung eines möglichen Krankheitsrisikos, bevor der Hund für Arbeitszwecke gezüchtet oder anspruchsvoll ausgebildet wird.

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Schmutz, S.M. An analysis of the inheritance pattern of an adult-onset hearing loss in Border Collie dogs. Canine Genet Epidemiol 1, 6 (2014). https://doi.org/10.1186/2052-6687-1-6

Yokoyama JS, Lam ET, Ruhe AL, Erdman CA, Robertson KR, Webb AA, Williams DC, Chang ML, Hytönen MK, Lohi H, Hamilton SP, Neff MW: Variation in genes related to cochlear biology is strongly associated with adult-onset deafness in border collies. PLoS Genet 2012, 8: e1002898. 10.1371/journal.pgen.1002898